„Badminton ist ein Mannschaftssport“ – drei Jugendliche der Badmintonabteilung im Interview

Juni 15, 2020 Waabii No comments exist

Badminton – ist das nicht Federball? Spielen nur Jungs Badminton oder vielleicht sogar nur Mädchen? Gibt es in dieser Sportart so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl? Kann man auch Wettkämpfe bestreiten? Im folgenden Interview, das ich mit meinen Spielern Lena, Lorena und Noah per Videochat geführt habe, werden diese und viele mehr Fragen beantwortet – viel Spaß beim Lesen!

Wie lange spielt ihr schon Badminton?
Lena:
Wenn ich mich richtig erinnere, spiele ich seit 2009, also ungefähr elf Jahre. Allerdings mit einer kurzen Unterbrechung.
Lorena: Ich bin im Frühjahr 2017 eingestiegen, bin also jetzt gute drei Jahre dabei.
Noah: Angefangen habe ich in der Schule, als ich das Wahlfach Badminton belegt habe. Das war in der 6. Klasse und in der 9. Klasse bin in den Verein gekommen. Aktuell bin ich in der 11. Klasse, demnach spiele ich jetzt seit ca. fünf Jahren Badminton.

Was gefällt euch an dieser Sportart besonders?
Lorena: Badminton ist zwar keine Mannschaftssportart im klassischen Sinne wie Fußball oder Handball, aber besonders im Doppel ist Kommunikation gefragt, um sich taktisch abstimmen zu können. Badminton ist auch ein koordinativ sehr anspruchsvoller Sport, da man im Feld vier verschiedene Ecken anlaufen und parallel auch noch den Ball schlagen muss.
Noah: Unsere Sportart ist technisch sehr anspruchsvoll. Kein Spiel ist wie das andere, jeder Gegner hat andere Stärken, auf die man sich einstellen muss, und man wird immer vor wieder verschiedene Spielsituationen gestellt, die es zu lösen gilt.
Lena: Ich mag daran, dass Badminton ein Reaktionssport ist, bei dem Schnelligkeit gefragt ist. Was viele außerdem nicht wissen: es ist ein Teamsport.

Dann ist es also ein Irrglaube, dass Badminton eine Einzelsportart ist?
Lena: Auf jeden Fall! Wir absolvieren ja auch Mannschaftsspiele, bei denen jeder für die Teamkollegen mitfiebert.
Noah: Badminton ist definitiv ein Mannschaftssport. Bei uns im Verein herrscht ein ganz besonderer Teamgeist: alle verstehen sich gut miteinander und es gibt zwar „Rivalitäten“ untereinander, allerdings sind das ausschließlich gute Rivalitäten. In meinen Lieblingsdisziplinen, dem Doppel und Mixed, habe ich ja auch immer einen Partner beziehungsweise eine Partnerin an meiner Seite.
Lorena: Beim Badminton geht es keinesfalls darum, nur für sich zu spielen. Auch wenn man Einzel spielt, stehen immer Teamkollegen neben dem Feld, die einen anfeuern. Wir geben uns gegenseitig Tipps, haben Spaß und teilen die Freude an unserem Sport.

Werdet ihr oft gefragt, ob Badminton und Federball das Gleiche sind?
Noah: Ich höre die Frage nicht besonders oft. Das ist ja auch falsch: Badminton ist ein kompetitiver Sport, wir spielen nicht mit-, sondern gegeneinander, haben ein Netz und Regeln. Federball würde ich mit Ping-Pong beim Tischtennis vergleichen.
Lorena: Ich wurde das schon das ein oder andere Mal gefragt. Wie Noah sagt, verweise ich dann auf die Tatsache, dass Badminton ein Wettkampfsport ist, mit einer Vielfalt an Schlägen, die Schnelligkeit und Reaktionsfähigkeit erfordert. Federball ist etwas für den Garten.
Lena: Manchmal muss ich mir Kommentare anhören, die in diese Richtung gehen. Wenn mich jemand fragt, ob ich wieder zum Federballtraining gehe, schlage ich immer vor, dass derjenige einfach mal eine Runde mit mir spielen soll.

Wie seid ihr organisiert? Ab welchem Alter kann man bei euch mit dem Badminton anfangen? Wie viele Trainingsgruppen habt ihr?
Noah: Wir haben insgesamt drei Trainingsgruppen für Kinder und Jugendliche. Den ganz Kleinen wollen wir Spaß an unserem Sport vermitteln und ihnen die Gelegenheit geben, ihn zu erforschen. In der Perspektivgruppe geht es darum, Kinder mit Potenzial zu entdecken und sie an den Spielbetrieb heranzuführen. Wenn jemand allerdings einfach nur einen Ausgleich sucht, ist er auch herzlich willkommen, denn wir versuchen, eine gesunde Mischung aus Spaß und Leistung anzubieten. Wer sich als talentiert und ehrgeizig erweist, kann in die Leistungsgruppe aufrücken. Hier geht es darum, sich auf Wettkämpfe vorzubereiten und sein Spiel zu verbessern.
Lorena: Eine Altersbegrenzung haben wir nicht wirklich. Je früher man mit dem Badminton anfängt, desto besser! Aber auch „Späteinsteiger“ kommen bei uns zum Zug – ich selbst habe auch erst relativ spät damit angefangen. Das Schöne ist, dass man zu nichts gezwungen wird und selbst entscheiden kann, in welche Richtung man geht: Breitensport oder Leistungssport. Das kann man einfach mit unseren Trainern absprechen. Wir haben außerdem auch eine Erwachsenengruppe, die Freitagabend einfach ein bisschen miteinander spielt. Genauere Infos findet man auf unserer Homepage unter badminton-bergtheim.de.

Wie kann man sich ein typisches Training bei euch vorstellen?
Lena:
Die Leistungsgruppe beginnt um Punkt 20:15 Uhr mit dem Warmlaufen, dann gibt es eventuell ein Aufwärmspiel oder Stabi-Übungen. Danach geht es aufs Feld, wo wir Schlag- oder Lauftechnik trainieren, bevor wir am Ende Zeit haben für freies Spiel. Wie das Training aussieht, wenn die Halle nach der „Coronapause“ wieder öffnet, wissen wir allerdings noch nicht.

Was macht ihr besonders gerne im Training?
Noah: Da kann es nur eine Antwort geben: Stabi-Training! Kleiner Spaß. Für mich ist das Schönste, wenn wir am Ende matchen dürfen. Dabei kann ich all die Energie, die sich die Woche über angestaut hat, rauslassen. Ich bin auch immer einer der Letzten, der die Halle verlässt, weil mir das Zocken so viel Spaß macht.
Lorena: Ich freue mich schon auf die Schlagübungen, besonders jetzt nach der Quarantäne. Aber Noah hat absolut Recht, das freie Spiel ist immer das Highlight.

Wie viel Zeit habt ihr denn für das freie Spiel?
Lena: Das hängt immer davon ab, wie lange das Training vorher dauert. Aber eine halbe Stunde haben wir eigentlich mindestens zur Verfügung.

Gibt es Dinge im Training, die euch keinen Spaß machen?
Noah: Um ehrlich zu sein, mag ich das Stabi-Training am wenigsten. Ich weiß aber auch, dass es extrem wichtig ist für unsere körperliche Fitness und um eine Grundlage zu schaffen für die Zeit auf dem Feld.
Lena: Ich bin auf Doppel und Mixed spezialisiert, deshalb sind Einzelübungen nicht so mein Fall. Und die Abwehr von Schmetterbällen ist auch nicht gerade mein Favorit.

Kann man vom Badminton Muskelkater bekommen?
Noah:
Oh ja! Als ich anfangs neu war, hatte ich das ganze Wochenende Muskelkater. Wer es mag, sich auszupowern, kann das beim Badminton auf jeden Fall tun. Der Körper gewöhnt sich allerdings auch an die speziellen Bewegungen.
Lorena: Manchmal werden beim Badminton Muskelgruppen beansprucht, von denen man gar nicht weiß, dass sie existieren.
Lena: Am meisten in den Oberschenkeln.

Wie muss man sich einen Badmintontrainer vorstellen, wie im Fußball mit einer Trillerpfeife um den Hals?
Noah: Absolut nicht. Wer eine solche Vorstellung hat, liegt komplett falsch. Natürlich ist es die Aufgabe eines Trainers, seine Spieler zu Höchstleistungen zu motivieren, aber bei uns geht das viel entspannter zu als beim Fußball. Wir haben von Seiten unserer Trainerin absolut keinen Leistungsdruck und es wird niemand auf die Ersatzbank gesetzt. Wir wissen, dass wir auch mal einen schlechten Tag haben dürfen, solange wir beim nächsten Mal wieder Gas geben – und das tun wir dann auch gerne.

Ihr habt schon angesprochen, dass Badminton ein Wettkampfsport ist. An welchen Wettkämpfen nehmt ihr denn so teil?
Lena: Wie in anderen Mannschaftssportarten gibt es auch beim Badminton einen Spielbetrieb mit einem Ligensystem. Wir tragen in Hin- und Rückrunde die einzelnen Spieltage aus und haben insgesamt zwei Mannschaften: eine Erwachsenenmannschaft in der Bezirksklasse und eine Jugendmannschaft in der Bezirksoberliga.
Noah: Außerdem gibt es die Möglichkeit, an Ranglistenturnieren teilzunehmen. Diese sind nach den verschiedenen Spielniveaus in Kategorien von A bis E gestaffelt, es ist also für jeden etwas dabei.
Lorena: Genau, diese finden am Wochenende an ein oder zwei Tagen statt und man kann dort Einzel, Doppel oder Mixed spielen. Wenn nicht gerade Corona die Sportwelt zum Stillstand bringt, gibt es diese Turniere das ganze Jahr über. Das ist immer eine super Möglichkeit, um sich mit anderen Spielern zu messen und unterschiedliche Spielstile kennenzulernen.

Was sind eure Ziele?
Lena: Ich will im Wettkampf immer mein Bestes geben und freue mich über jeden Sieg, den ich für meine Mannschaft beisteuern kann.
Noah: Unsere Jugendmannschaft würde gerne noch einmal Rottendorf schlagen. Da wir altersbedingt allerdings einige Spieler verloren haben, wird das enorm schwierig. Außerdem muss man eh mal sehen, wie jetzt nach Corona alles weitergeht. Ein Sieg gegen den TV Marktheidenfeld wäre natürlich auch ein großes Ziel, ist aber wohl eher unrealistisch. Persönlich ist außerdem die Aussicht verlockend, nach der Jugendzeit in die Erwachsenenmannschaft zu rutschen.
Lorena: Ein Grundsatz, den bei uns alle haben, ist immer sein Bestes zu geben, dann kommen die Ergebnisse schon von alleine. Ich möchte außerdem stets an meiner Technik arbeiten. Bei den Erwachsenen habe ich auch schon einmal ausgeholfen, damals habe ich mit Lena zusammengespielt. Erfreulicherweise ist das bei uns ein ganz selbstverständlicher Weg, wenn man das möchte.

Würdet ihr sagen, Badminton ist eher eine Sportart für Mädchen oder auch für Jungen?
Noah:
In den meisten Vereinen gibt es zu wenig Mädchen, aber wir sind da etwa 50:50 aufgestellt. Badminton ist auf keinen Fall nur für ein Geschlecht ausgelegt und das ist ja auch das Schöne an diesem Sport.
Lorena: Stimmt, in den letzten Jahren sind auch immer mehr Mädchen dazu gekommen.

Braucht man besondere Ausrüstung, wenn man bei euch mal reinschnuppern möchte?
Lena: Am wichtigsten ist eigentlich ein gutes Schuhwerk, damit man sich nicht verletzt.
Noah: Ja, Ballettschlappen sind für das Badmintonspielen eher ungeeignet. Aber Schläger und Bälle stehen für Neueinsteiger immer zur Verfügung.

Das Interview führte: Victoria Blank, Trainerin Perspektiv- und Leistungsgruppe des SV Bergtheim Badminton

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